Pfarrei Übersfeld


Die Christianisierung unserer Gegend dürfte sich im 7./8. Jahrhundert durch Missionare vollzogen haben, zu denen auch der spätere Bischof von Eichstätt Willibald gehört haben soll. Die Legende erzählt davon, wie dieser hl. Willibald um 750 predigend durch unsere Heimat zog und dabei am Kapplbuck nahe Übersfeld einen Gnadenbrunnen erflehte, dessen Wasser fortan das ganze Jahr über vor Fieber bewahrte.

 

Erstmalig erwähnt wird eine Pfarrei zu Übersfeld bereits 1304, im 16. Jahrhundert gehören nebst Burgmannshofen, Blossenau und der Weiler Berg zudem die Störzelmühle zu Übersfeld (vormals Pfarrei Burgmannshofen). Mit Ausnahme der kurzen Zeitspanne um das 8. Jahrhundert, in der Neuburg an der Donau Bischofssitz war, gehörte unser Landstrich – vormals im Kapitel Burgheim und heute im Dekanat Rain -  stets zum Bistum Augsburg.

Bis zur Zeit der Reformation sind keine Pfarrer namentlich bekannt, als erster Seelenhirte erscheint der evangelische Priester Faigl Leonhard im Jahre 1569 aus dem Dunkel der Geschichte. Ihm folgen indes nur noch zwei weitere protestantische Priester, Voll Anton aus Lauingen musste bereits aufgrund der Rekatholisierung des Landes abdanken. 

Während des 30-jährigen Krieges war die Pfarrei über 3 Jahrzehnte erledigt und wurde vom Pfarrer von Tagmersheim versehen, so dass die Kinder auswärts getauft werden mussten. Mit dem langersehnten Einzug des Pfarrers Johann Lorenz von Oberndorf am 25. Februar 1653 wurde die Pfarrei dann auch mit einem besonders tüchtigen Mann besetzt: Nach gelesener Messe hängte der Gottesmann kurzerhand seine Kutte an einen Baum und begann mit seinen eigenen Händen, das pfarrliche Anwesen zu bewirtschaften. Sicherlich nach so langer Kriegszeit kein besonders einfaches Unterfangen.

Mit seinem ausführlichen Tagebuch bleibt besonders ein Pfarrer für immer in der Erinnerung der Pfarrei erhalten: Josef Grauvogel, geboren am 10. Februar 1750 in Blossenau, als Pfarrer instituiert am 29. Dezember 1780. Bis zu seinem Tode im Jahre 1819 hinterließ dieser Geistliche seiner Heimat Aufzeichnungen von unschätzbarem Wert.

Eine alte Übersfelder Sitte, die wohl noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gepflegt wurde, war das sog. Hexenbrennen. Man steckte dabei Stroh auf lange Stecken, zündete dasselbe an und ging damit am St. Walburga – Abend um die Felder. Man hielt dies nützlich für die Fluren.  

Eine alte Sage berichtet von der sog. Druden-Eiche, einem uralten Baum, der einst an der Stelle der heutigen Pfarrkirche gestanden und Sommer wie Winter grünes Laub getragen haben soll. Wer ein solches Eichenblatt auf den Hut steckte, wurde im Gehen nicht müde und hatte Glück im Handeln.

 

Kirche Übersfeld

Während der Turm der Übersfelder Pfarrkirche Sankt Gallus trotz noch spätromanischen Ursprungs (Mitte/Ende 12. Jahrhundert) die Zeit überdauerte, war der Pfarrhof bereits 1581 derart baufällig geworden, dass schon mal ein außer Kontrolle geratenes Schwein eine Mauer desselben einriss und plötzlich in der Stube des Pfarrers stand. Nach kurfürstlicher Zustimmung wurde daher 1586 ein Neubau in Angriff genommen, der aufgrund finanzieller Streitigkeiten zumindest 1592 noch nicht vollendet werden konnte. Der Zeitpunkt für derartige Bauarbeiten war ob des folgenden Krieges überdies sehr schlecht gewählt, so dass bereits 1714 erneut gebaut werden musste. Die Kirche in ihrer heutigen und in Anbetracht der Größe der Pfarrei unerwartet prachtvollen Form entstand nebst Sakristei in den Jahren 1735/36 und wurde zuletzt 1995 unter beachtlichem Aufwand der kleinen Pfarrgemeinde, insbesondere der Übersfelder selbst, umfassend renoviert. 

Bald darauf (2001) erfolgte die Restaurierung der Kirchenorgel aus dem Jahre 1908. Die Witwe Maria Heigel aus Burgmannshofen (ehemals Anwesen Nummer 3, heute im Anwesen Rehberger aufgegangen) hatte damals ihr gesamtes Vermögen den Kirchen in Übersfeld und Burgmannshofen vermacht und so die kostspielige Neuanschaffung des Instruments ermöglicht.

Der seit 1963 leerstehende Pfarrhof wurde 2002 abgebrochen.

Das Deckenbild aus der Mitte des 18. Jahrhunderts beinhaltet Szenen aus dem Leben des hl. Gallus, der mit seinen Begleitern fast 100 Jahre vor dem hl. Willibald aus Irland kam und in der Gegend des Bodensees das Evangelium verkündete. Typischerweise wird der hl. Gallus, Patron der Gänse und Hühner, als Einsiedler mit Pilgerstab und Brot dargestellt.

Der Hochalter besitzt einen originellen dreiteiligen Aufbau: In der Mitte die Schnitzfigur des hl. Gallus unter der Krönung Mariens. Links davon Figuren des hl. Petrus und des hl. Sebastian, rechts des hl. Paulus und des hl. Josef. 

Der nördliche Seitenaltar beinhaltet in Erinnerung an die alte Übersfelder Wallfahrtskirche eine Figur des hl. Wolfgang, seitlich davon Figuren des hl. Johann Nepomuk und des hl. Antonius.

Der südliche Seitenaltar ist der Bruderschaftsaltar der Erzbruderschaft „Maria vom Troste“. Hier finden wir die auf einer Wolke sitzende Mutter Gottes, wie sie der hl. Monika (Mutter des hl. Augustinus) einen schwarzledernen Gürtel verleiht, das Sinnbild für Verzicht und Selbstbeherrschung. Seitlich dazu angeordnet stehen der hl. Augustinus und der hl. Nikolaus von Tolentino.

Der Kreuzweg in der Kirche stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 

Erzbruderschaft und Burschenverein

Die Bruderschaft „Maria vom Troste“ wurde auf Initiative des hiesigen Pfarrers Anton Böck am 16. Oktober des Jahres 1735 errichtet und am 19. September des folgenden Jahres bischöflich konfirmiert. Die Errichtung wurde mit einem feierlichen Hochamt, zelebriert vom Stiftsdekan von Neuburg, einer Prozession und einem 3 Tage dauernden Fest gebührend gefeiert. Scheinbar brachte die folgenden Zeit eine gewisse Vernachlässigung der Bruderschaft mit sich, und so sprechen die Quellen während der Amtszeit Pfarrers Jakob Hopp (1874-81) von einer Wiederbelebung derselben. Aus ungeklärten Gründen waren jedoch die genauen Pflichten, die eine Mitgliedschaft in der Bruderschaft mit sich brachte, im 20. Jahrhundert in Vergessenheit geraten. Daher wurde unter Pfarrer Berchtenbreiter der Entschluss gefasst, in dieser Unwissenheit keine neuen Mitglieder mehr aufzunehmen.

Der im Sommer 1933 gegründete Katholische Burschenverein hingegen hatte in unserer Pfarrei bedingt durch Krieg und Besetzung nicht sehr lange Bestand und ist heute nahezu in Vergessenheit geraten. Aber wer weiß, vielleicht wartet die einst so feierlich geweihte und in Ehren hoch gehaltene Fahne auch nur darauf, wieder von einem schneidigen Burschen edler Gesinnung durch die Straßen getragen zu werden. 

 

Wallfahrtskirche Sankt Wolfgang

Nahe Übersfeld auf dem sogenannten Kapplbuck steht die Ruine eines einst beachtlichen Kirchengebäudes. Wann die Kirche erbaut wurde, ist leider unbekannt, jedoch war noch im Jahre 1695 neben dem pfalz-neuburgischen Wappen die Jahreszahl 1516 an einer damals noch stehenden Mauer zu erkennen. Es wird daher vermutet, dass der Neuburger Herzog in genanntem Jahr die Kirche errichten ließ, wobei an gleicher Stelle – unweit des bereits erwähnten Gnadenbrunnens – bereits eine kleine Kapelle gestanden haben soll. 

Dem Heiligen Wolfgang geweiht, war diese Kirche einst Ziel vieler Pilger, bevor mit dem Konfessionswechsel Herzogs Ottheinrich 1542 die Wallfahrt verboten und die Kirche dem Verfall überlassen wurde. Es wird berichtet, dass viele Anwohner Baumaterial von der Kirche davontrugen, und so war das Gebäude bereits eine Ruine, als unser Land zum katholischen Glauben zurückkehrte. Alle Versuche, die ehemalige Wallfahrt wiederherzustellen, blieben jedoch erfolglos.

Im Frühjahr 1762 richtete sich Felix Ziochi, ein Lehrer und Mesner aus Eichstätt, eine selbstgezimmerte Klause in den Mauern der einst stolzen Kirche ein und begann, die Dorfkinder zu unterrichten. Der Schulmann blieb bis 1791, dann zog es ihn nach Warching in den Mesnerdienst. 

Seit 1958 befindet sich zwischen den Mauerresten eine Mariengrotte und lädt den Besucher zum Verweilen und Beten ein.